Close

DIE FASSADEN-BESTICKERIN

Raquel Rodrigo, wegen Dir wachsen an den Hausfassaden vieler kleiner Straßen in Spanien Kletterrosen. Du bestickst triste Gassen und abblätternde Wände von Läden mit deinem XXL-Kreuzstich. Weißt Du, wie viele es schon sind?

Ungefähr 50 im Moment.

Wo ist überall Deine Straßenkunst zu sehen?

In Valencia, Madrid, Zaragoza, Salamanca, Fanzara, London, Bristol, Madrid, Valencia, Tannarosa und Salamanca. In Berlin wird es nächstes Jahr auch etwas zu sehen geben. Ich habe aber auch schon eine Sporthalle bestickt und es gibt einige Sponsoren – Unternehmen -, die mich beauftragen. Einmal ein bekannter Getränkehändler. Für den habe ich auch das größte Kreuzstich-Projekt verwirklicht: 77 Quadratmeter Wandfläche, ein Monat Arbeit, zwanzig Menschen haben mitgemacht. So verdiene ich mit meinem Kreuzstich Geld.


Wie reagieren die Menschen darauf?

Es macht sie auf eine Art glücklich. Manchmal erinnert sie meine Arbeit an ihre Kindheit, da ist dann plötzlich eine Verbindung in Gedanken zu ihren Großeltern da, durch das alte, traditionelle Handwerk. Sie erzählen auch davon. Manchmal ist es, als sammle ich dadurch Erinnerungen von unterschiedlichen Menschen. Das alles ist nicht nur Kunst.

Hat Dich die Polizei schon mal erwischt?

Nein (lacht), ich frage immer um Erlaubnis.

Wie lange brauchst Du für eine Kletterrose?

Ich verbringe mindestens vier Tage vorher in der jeweiligen Stadt, um die Atmosphäre zu spüren. Dann entwickle ich meine Designs, meine Rosen zum Beispiel. Ich habe aber auch schon andere Blumen wachsen lassen. Gerne sticke ich geometrische Designs oder Texte.


Aus welchem Material ist dein „Faden“?

Die Schnüre sind aus Baumwolle, Seide, Sisal und anderen Naturfasern.

…und wie dick?

Immer unterschiedlich. Es hängt vom Projekt ab, aber auch von den Erfordernissen der dortigen Umwelt.

Warum machst Du das überhaupt? Steckt da eine politische Absicht dahinter?

Politisch nicht. Ich finde es toll, was meine Kunstwerke bei Leuten auslösen. Bei jungen und alten, Männern und Frauen. Besonders eindrücklich finde ich es, wenn Blinde mit ihren Händen meine Sachen berühren und sie er“fassen“. Dann strahlen sie. Und ich auch. (lacht)


Wann hast Du das Projekt angefangen und wie kamst du zu der Idee?

Das war 2011, ich habe ein Schaufenster mit Riesen-Kreuzstichen gestaltet.

Du bist eine Künstlerin. Hast Du auch Kunst studiert?

Ich habe Bildende Künste, Szenografie und Interior Design in Spanien studiert. Aber das Sticken habe ich mir als Mädchen von meiner Mutter abgeschaut.

Gibt es schon Nachahmer?
 

Ja, aber meist denken dann die Leute, das hätte ich gemacht (lacht).